Nachhaltige Finanzbranche: Der ZNU-Standard in der Finanzwelt – ein Einblick mit der Sparkasse Osnabrück

Nachhaltigkeit ist längst ein zentrales Thema für Unternehmen – auch in der Finanzbranche. Doch wie integriert eine Sparkasse nachhaltige Prinzipien in ihre Strategie und was hat der ZNU-Standard damit zu tun?
Um diese Fragen zu beantworten, sprachen wir mit Christina Pieper, Nachhaltigkeitskoordinatorin der Sparkasse Osnabrück. Sie arbeitet bereits seit 10 Jahren bei der Sparkasse Osnabrück und verantwortet seit Mai 2022 das Nachhaltigkeitsmanagement. Ihr Ziel: Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensstrategie zu verankern – unterstützt durch den ZNU-Standard.

Die Sparkasse Osnabrück – seit 200 Jahren eine regional verwurzelte Finanzpartnerin

Zu Beginn unseres Gesprächs wird schnell deutlich, Christina Pieper vertritt die Sparkasse Osnabrück gerne und enthusiastisch. Sie erzählt uns: „Die Sparkasse Osnabrück ist mehr als nur ein Finanzinstitut – sie ist eine starke Partnerin für die Menschen in der Region. Unser Ziel ist es, Lebensträume zu verwirklichen – sei es durch Finanzierungen, Beratungen oder unser starkes gesellschaftliches Engagement“.

Mit über 1.100 Mitarbeitenden, darunter 70 Auszubildende, ist die Sparkasse Osnabrück nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern engagiert sich auch gezielt für das Gemeinwohl.  „Mit zahlreichen Spenden- und Sponsoring-Projekten unterstützen wir die Region in einer Weise, die uns von anderen Kreditinstituten unterscheidet. In 2024 waren das mit 5,7 Millionen Euro 620 verschiedene Projekte“, betont Pieper.

Dazu hat die Sparkasse Osnabrück ein wirklich beachtliches Alter: 2025 feiert sie ihr 200-jähriges bestehen.

„Wir verwirklichen für unsere Kundinnen und Kunden ihre Lebensträume und sind stark im regionalen Engagement“

Wann und wie kam die Sparkasse mit dem ZNU-Standard in Berührung?

„Das Thema Nachhaltigkeit begleitet die Sparkasse schon seit Jahren bis Jahrzehnten. Wir sind fest davon überzeugt, dass kein Unternehmen langfristig am Markt erfolgreich sein wird, wenn man die Augen vor dem Thema Nachhaltigkeit verschließt. Diese ohnehin vorhandene innere Überzeugung erhielt Ende 2020 weiteren Antrieb und wir begannen, uns noch intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen“, erzählt Pieper. Der Auslöser war ein Merkblatt der BaFin, das Banken zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken aufforderte. Für die Sparkasse war schnell klar: Nachhaltigkeit würde bald keine Option beziehungsweise eine reine innere Überzeugung mehr sein, sondern eine Pflicht.

„Für uns war dies der Impuls noch mehr Systematik in unsere Aktivitäten zu bringen und dadurch auch die Wirksamkeit zu erhöhen“, so Pieper. Die Suche nach einem geeigneten Partner führte zum ZNU-Standard – einer externen Zertifizierung für nachhaltiges Wirtschaften. Anfang 2021 startete die Sparkasse das Projekt mit zwei klaren Zielen: die eigene Organisation nachhaltiger zu gestalten und die Kund:innen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten.

" Für die Sparkasse war schnell klar: Nachhaltigkeit würde bald keine Option beziehungsweise eine reine innere Überzeugung mehr sein, sondern eine Pflicht."

Erste Schritte: Ehrliche Reflexion mit dem ZNU-Nachhaltigkeitscheck

Pieper betont, wie gut bereichsübergreifende Zusammenarbeit funktionieren kann und auch wie wichtig diese bei dem Thema Nachhaltigkeit ist. Besonders eindrücklich war für sie die gemeinsame Bearbeitung des 60 Fragen langen ZNU-Nachhaltigkeitschecks, der zu einigen Aha-Momenten führte. Bei der ersten Durchführung im Workshop mit einem externen Berater gingen die Antworten der Teilnehmenden stark auseinander. Nachdem die Teilnehmenden im Verlauf des Tages über ihre unterschiedlichen Einschätzungen gesprochen hatten, konnten sie sich schließlich auf gemeinsame Werte einigen. Diese Status-Quo-Analyse bildete für Pieper eine sehr hilfreiche gemeinsame Grundlage für weitere Diskussionen. Für sie bildete dieser gemeinsame Start einen wichtigen Grundstein für den folgenden Prozess.

„ Wir haben uns immer wieder hinterfragt: Wo stehen wir wirklich? Wo sehen wir uns vielleicht? Wo glauben wir uns zu sehen? Und das war mega spannend. “

Der ZNU-Standard als Unterstützung für klare Strukturen und Verantwortlichkeiten

Herzstück des ZNU-Standards ist der Aufbau eines Nachhaltigkeits(management)prozesses mit klaren Strukturen und festen Verantwortlichkeiten. Pieper beschreibt die Gründung eines dezentralen Nachhaltigkeitsteams mit Ansprechpartner:innen aus jedem Fachbereich, auf die sie als Nachhaltigkeitskoordinatorin zugreifen kann.

Nachhaltigkeit ist bei der Sparkasse Osnabrück außerdem ein fester Bestandteil aller Geschäftsentscheidungen. Das bedeutet, dass die Nachhaltigkeitsperspektive bei Beschlussvorlagen der wöchentlich stattfindenden Vorstandssitzungen berücksichtigt wird. Darüber hinaus wurde ein geschäftsstrategisches Ziel zum Thema Nachhaltigkeit definiert. Im Rahmen des ZNU-Standards werden laufend Maßnahmen und Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit umgesetzt.

" Als wir die Zertifizierung endlich erreichten, waren alle super stolz. Unser Vorstand betonte immer wieder, wie bedeutend dieser Schritt für die Sparkasse war. "

Wie beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden mit ein?

Ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen Wandel ist die Einbindung der Mitarbeitenden. Im Jahr 2023 veranstaltete die Sparkasse ein groß angelegtes „Future Festival“, bei dem die Mitarbeitenden in Workshops zu den Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit geschult und interaktiv zu diesen Themen mitgenommen wurden.

„Unsere Geschäftsleitung hat extra einen Tag für jeden Mitarbeiter freigestellt – das war ein starkes Zeichen“, berichtet Pieper. Doch nicht alle sind überzeugt. Kritische Stimmen gibt es immer wieder. Der Umgang damit? Offener Dialog und Transparenz:

„Es wird immer Leute geben, die sagen, dass das alles nichts bringt. Aber wir gehen auf die Argumente ein und zeigen gleichzeitig auf, was wir bereits erreicht haben.“

Best Practices mit dem ZNU-Standard aus der Sparkasse Osnabrück

„Ein ganzheitlicher Ansatz beginnt mit einer ehrlichen Status-quo-Analyse: Wo stehen wir wirklich? Wo haben wir Optimierungspotenziale? Aber auch: Was machen wir bereits gut, worauf können wir stolz sein?“, betont Pieper.

Der Schlüssel liegt darin, sich nicht von der Vielfalt der Herausforderungen einschüchtern zu lassen, sondern Themen systematisch anzugehen. „Ich bin davon überzeugt: Jedes Unternehmen macht sicherlich schon vieles gut und richtig! Auf dieser Basis lässt sich immer aufbauen und weiter gestalten. Man muss nicht alles auf einmal verändern. Es geht darum, Prioritäten zu setzen und kontinuierlich besser zu werden“, erklärt Pieper.

Ebenso entscheidend ist eine gemeinsame Anstrengung: „Nachhaltigkeit funktioniert nur im Team. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, und je mehr Fachbereiche eingebunden sind, desto besser gelingt der Wandel.“

Statt sich in negativen Szenarien zu verlieren, setzt die Sparkasse auf eine lösungsorientierte Denkweise:
„Regulierungen, Herausforderungen, offene Fragen – all das gibt es immer. Doch wir haben die Wahl: Entweder wir fokussieren uns auf die Probleme oder darauf, was wir erreichen können. Es ist nie zu spät, anzufangen.“

Tipps für Unternehmen und Banken

1. Fangt jetzt an! Habt keine Angst vor den vielfältigen Themen.

2. Bindet so viele Fachbereiche wie möglich ein. Nur gemeinsam gelingt der Wandel.

3. Motiviert eure Mitarbeitenden, die Themen aktiv voranzutreiben.

Sie möchten mehr erfahren?

In diesem Webinar stellen wir Ihnen die Herangehensweise des ZNU-Standard vor und geben einen Überblick über die wichtigsten Anforderungen auf dem Weg zum Zertifikat. Dabei erwarten Sie Vorträge aus dem ZNU sowie eines Praxispartners aus dem ZNU-Partnernetzwerk. Die Videokonferenz bietet außerdem Raum, entstehende Fragen zu klären.